Reformationsjubiläum 2017

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    Luther zeigt Zivilcourage

    2021 feiern die Protestanten den 500. Geburtstag der großen Worte „Hier stehe ich! Ich kann nicht anders“, mit denen sich Martin Luther vor dem Wormser Reichstag weigerte, seine revolutionären Ideen zu widerrufen. Eine Sternstunde für Zivilcourage, Haltung und Mut. Dieses Ereignis, bei dem sich der Reformator auf sein Gewissen, die Bibel und die Vernunft berief, soll groß gefeiert werden. Mit der Frage: „Welchen Luther-Moment brauchen wir heute?“.

    gemeinfreiLuther vor dem Reichstag in Worms 1521 (Bild Anton Werner 1877)

    Am 17. April 1521 steht Martin Luther auf dem Wormser Reichstag vor dem Kaiser und wichtigen Repräsentanten der Kirche. Er erwartet, dort einige umstrittene Thesen diskutieren zu können, wird aber harsch aufgefordert, alle seine Veröffentlichungen zu widerrufen. Entsetzt bittet der Reformator um Bedenkzeit. Einen Tag später wird er erneut vorgeladen und erklärt – jetzt gefasster –, dass er mit Rücksicht auf sein Gewissen, den Verstand und die Bibel nicht widerrufen wolle. Berühmt geworden sind dabei seine (nicht gesicherten) Worte „Hier stehe ich. Ich kann nicht anders!“

    Diese Widerrufsverweigerung gilt als eine „Sternstunde“ der Menschheitsgeschichte, weil Luther es wagt, als einzelner den bisherigen Garanten für Wahrheitsvermittlung öffentlich zu widersprechen … weil ein Mann den Mut aufbringt, unter Lebensgefahr (tatsächlich wird Luther wenig später mit der Reichsacht belegt und damit für vogelfrei erklärt) auf seine Meinungsfreiheit zu pochen und zu seinen Überzeugungen zu stehen; und das nicht aus Trotz oder Willkür, sondern weil er den Weg der damaligen Kirche aus für ihn eindeutigen Gründen für falsch hält.

    Martin Luther wird damit ein Vorreiter für Werte, die auch heute in der gesellschaftlichen Diskussion immer wichtiger werden: Standhaftigkeit, Zivilcourage und Haltung. Zudem stellt sich zum 500. Jubiläum dieses historischen Ereignisses die Frage, wofür Menschen im 21. Jahrhundert einstehen können und sollten – und was ihnen den Mut geben könnte, zum Wohle aller ihre Stimme gegen Unrecht und Gewalt zu erheben. Für den Reformator zumindest war klar, dass so ein Engagement immer auch einen Glaubensakt darstellt, das Fördern dessen, „was Christum treibt“, nämlich die Liebe Gottes.

    Luthers Weigerung hat Geschichte geschrieben

    © gemeinfreiMartin Luther (Werkstatt Lucas Cranachs des Älteren, 1528)

    Luthers Weigerung, seine kirchenkritischen Thesen auf dem Wormser Reichstag zu widerrufen, hat Geschichte geschrieben – nicht nur, weil sie letztlich zur Gründung der protestantischen Kirche führte, sondern auch, weil sie deutlich macht, was ein einzelner standhafter Mensch verändern kann.

    Der Reformator Martin Luther wusste, dass ihn seine Haltung das Leben kosten konnte, aber er war sosehr davon überzeugt, dass er die Botschaft der Bibel richtig verstand, dass er bereit war, seine ganze Existenz in die Waagschale zu werfen. Anders ausgedrückt: Die Werte, für die er stand, waren ihm wichtiger als sein individuelles Schicksal.

    Vermutlich ist dieses Einstehen für grundsätzliche menschliche Ideale eines der markantesten Kennzeichen für Zivilcourage und Haltung. Kein Wunder, dass sich Luther deshalb nicht nur auf die Bibel, sondern auch auf seinen Verstand und sein Gewissen berief, also auf Instanzen, die er als höher und wesentlicher empfand als den Kaiser und die Vertreter der damaligen Kirche.

    Entscheidend ist zudem, dass Luther in Worms allein mit eindrucksvollen Worten etwas bewirken konnte. Denn auch die Gewaltlosigkeit zeichnet fast alle großen „Weltverbesserer“ aus: von Martin Luther King über Gandhi, von Nelson Mandela bis Sophie Scholl oder von Greta Thunberg bis Edward Snowden. Sie alle stehen für einen verbal klaren, aber nicht aggressiven Einsatz für das Gute.

    Sieht man Luther in diesem Sinn als einen Vorreiter für eine standhafte und zugleich friedfertige Auseinandersetzung mit den Missständen der Gesellschaft, dann stellt sich natürlich die Frage, wo und wann auch im 21. Jahrhundert Zivilcourage gefragt ist. Oder anders ausgedrückt: „Was ist mein Luther-Moment?“ Dieser Frage wollen die Feierlichkeiten zum Reichstag nachspüren.

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